Herz-zu-Herz-Kommunikation
(angelehnt an die Gewaltfreie Kommunikation n. Marshall Rosenberg)
Eines der wichtigsten und zugleich schwierigsten Dinge innerhalb von zwischenmenschlichen Beziehungen ist die Kommunikation. Leider haben wir nicht gelernt, von „Herz zu Herz“ zu kommunizieren. Da jeder Mensch ein Individuum ist mit unterschiedlichen Vorstellungen und Bedürfnissen, kommt es dann auch schnell zu Konflikten. Egal ob kleine Streits oder große Konflikte, der Ausgangspunkt ist häufig eine negative Bewertung der anderen Person oder ihres Verhaltens. Vorwürfe, Schuldzuweisungen, Frustration, Ärger oder Ohnmacht und Hilflosigkeit sind an der Tagesordnung. Während der eine versucht, Konflikten aus dem Weg zu gehen und sie zu meiden, oder sich beleidigt zurückzieht, reagiert der andere oft mit Kritik, Vorwürfen oder Drohungen. Dabei wäre es gar nicht so schwer, anders mit Konflikten umzugehen. Dazu müssten wir nur lernen, die Ebenen zu wechseln, nämlich vom Kopf ins Herz. Weg von Urteilen, Forderungen und Argumenten hin zu empathischem Hinhören, ehrlichem Mitteilen von Bedürfnissen und einer wertschätzenden Haltung dem anderen und sich selbst gegenüber. Wir leben dann in guten Beziehungen, wenn jeder die Bedürfnisse des anderen achtet und wir uns gegenseitig bei der Erfüllung unserer Bedürfnisse unterstützen. Wie aber funktioniert nun so eine Kommunikation von Herz zu Herz?
Damit ein Gespräch ohne Schuldzuweisung und Vorwürfe funktioniert, ist es hilfreich, folgende vier Faktoren zu kennen und zu verstehen. Diese dienen sehr gut zur Orientierung und zum Üben, um ein Gefühl für eine friedliche Konfliktlösung zu bekommen.
1. Beobachtung: Am Anfang stehen die Wahrnehmung und Beschreibung der Situation.
Es geht dabei nur um Tatsachen, ohne jede Interpretation. Bewusst eine Beobachtung zu formulieren hilft dabei, nicht in Schuldzuweisungen zu verfallen oder in „gut und schlecht“ zu denken. Indem ich nur beschreibe, was ist, braucht sich mein Gegenüber nicht angegriffen zu fühlen. Anstatt zu sagen: „Immer kommst du zu spät!“, beschreibe ich nur, was tatsächlich ist: „Zu unseren letzten beiden Verabredungen bist du mehr als eine halbe Stunde zu spät gekommen.“
2. Gefühle erkennen und ausdrücken: Um Kontakt zu seinen Gefühlen zu bekommen, ist es wichtig, erst mal nach innen zu gehen.
Spüre in dich hinein. Welche Gefühle hat die Situation in dir ausgelöst? Bist du verärgert, frustriert oder traurig? Dann sprich aus, was du fühlst: „Das macht mich traurig.“
3. Bedürfnis mitteilen: Wichtig ist, das Bedürfnis hinter dem Gefühl zu erkennen und dies seinem Partner mitzuteilen. „Denn ich wünsche mir mehr Wertschätzung.“
4. Bitten: Wenn das Bedürfnis klar erkannt ist, sollte daraus eine Bitte erwachsen, am besten um eine konkrete Handlung. „Könntest
du bei unserer nächsten Verabredung bitte pünktlich sein?“. Oder: „Kannst du mich bitte beim nächsten Mal anrufen, sobald du weißt, dass du länger arbeiten musst?“
Diese vier Schritte stammen aus der gewaltfreien Kommunikation von Marshall Rosenberg, der sie so zusammenfasst:
Wenn ich 1. (Beobachtung) sehe, dann fühle ich 2. (Gefühl), weil ich 3. (Bedürfnis) brauche. Deshalb möchte ich jetzt gern 4. (Bitte).
Diese Schritte dienen gut zur Orientierung und als Leitfaden.
Das Wesentliche dabei ist allerdings immer, sowohl gut in Verbindung mit sich selbst und seinen Gefühlen zu sein als auch empathisch mit seinem Gegenüber.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.“
(Antoine de Saint-Exupéry)